
oder virtuellen Tastaturen, und das bringt neue Probleme mit sich, die wiederum mit neuen Schreibhilfen bekämpft werden. Beim Computer werden Wörterbücher angelegt, und die Daten daraus werden beim Schreiben mit dem verfassten Text abgeglichen. Scheint ihm ein Wort zu abgefahren, und kennt er ein Wort, das fast gleich geschrieben wird, so schlägt er dieses vor. Dazu kam irgendwann die Implementierung grammatischer Regeln, so dass uns Microsoft Word inzwischen auch auf falsche Deklination und ähnliches aufmerksam machen kann (in vielen Fällen schlägt es aber auch einfach nur Quatsch vor).
Bei kleinen Handytastaturen trifft man des öfteren nicht genau alle gewünschten Buchstaben, und deshalb können Smartphones mittels Autokorrektur Wörter vorschlagen (bzw. aufzwingen), die man vielleicht hatte schreiben wollen, weil die Finger in der Nähe der passenden Buchstaben vorbeigekommen waren. Die Entwickler der Swype-Technologie machten sich diese Technik zunutze und erfanden ein Schreibsystem, bei dem man nur eine Linie über die gewünschten Buchstaben auf der Tastatur zu zeichnen braucht, worauf aus den Buchstaben, bei denen die Linie die Richtung ändert, mögliche Wörter zusammengebastelt und vorgeschlagen werden. Das Handy lernt dabei neue Wörter, die man benutzt (der Schweizerdeutsch-Lernprozess meines Handys fasziniert mich ungemein), und speist zum Beispiel auch Namen aus dem Telefonbuch ein. Interessant wird es zum Beispiel dann, wenn man beispielsweise einen Text swypet und immer den jeweils zweiten Vorschlag annimmt. Bestaunen Sie im Folgenden die "zweitwahrscheinlichsten Varianten" zweier bekannter Texte.
Alte meiner erbrechen
Schwetzingen aus drum SE
Köpfen Asus den war schwatzen ihn dir hob.
Vatter unsere um hinten
Gehofft Werder sein nannte.
Sein Rettich könne, sein Wolke geschüttet, wow um Hummel, si aus Dem.
Besonders spannend: Manche Wörter kamen mehrmals vor, aber beim Swypen wurde nicht der selbe zweitwahrscheinlichste Vorschlag angegeben, was mich fragen lässt, wie denn da die Kriterien fürs Vorschlagen lauten... Auf jeden Fall würde es da nicht schaden, die Beziehungen zwischen den Wörtern zu beachten. Aber auch das können die Smartphones ja inzwischen.

Die Vorschläge hier sind ziemlich naheliegend... Not bad. Mal sehen, wie das weitergeht:
"Please help" auf Rang 1? Wenn das System so funktioniert, wie ich es erklärt habe, also mit eingespeisten echten SMS-Nachrichten, dann könnte man da auf eine "Great Depression" in der Bevölkerung oder sowas schliessen. Es folgt "Please don't". Es gibt also viel Uneinigkeit und Misstrauen; man muss den Leuten vieles ausreden/verbieten..? Und dann noch "Please contact" auf Rang 3... Das klingt mir irgendwie zu formell für einen echten, authentischen SMS-Korpus und wirft erneut die Frage auf, welcher Art die Nachrichten waren, die hier verwendet wurden, um das Handy zu "unterrichten".

Was wird mit dem "You can" bezweckt? Die anderen sind sich wohl oft ihrer Möglichkeiten nicht bewusst. "You are" - war ja klar, was der andere ist, das wissen wir immer besser: Ein verantwortungsloses Schwein, eine dumme Quasselstrippe, ein zentralafrikanisches Rotstirngazellenbaby... Ok, letzteres eher selten. Vergessen Sie das wieder.

Was haben wir hier? "In the world"? Die Leute halten sich also oft für Experten, die die Autorität zur Verallgemeinerung besitzen. Oder die fortschreitende Globalisierung und Vernetzung lässt mehr Wissen und folglich mehr Aussagen über die Verhältnisse in der Welt zu. Dann folgt "in the morning"... Der Morgen ist anscheinend die meist erwähnte Tageszeit. Am Morgen findet also offenbar das erwähnenswerte Leben statt, der frühe Vogel fängt den Wurm, morning hour has gold in its mouth (klingt irgendwie verstörend auf Englisch...). Und bei Rang 3 geht das Studieren wieder los: "In the" kann unmöglich am drittmeisten von "is" gefolgt werden - wie funktioniert also dieses Vervollständigen? Meine Recherchen haben bislang nichts zutage gefördert...
Dann wünsche ich weiterhin viel Spass beim Tippen. Mal sehen, was die Technik uns Sprachfans noch so alles bringt... Ich werde da sein und es analysieren!
-Der Sprachbeschreiber
P.S. Mithilfe einiger engagierter Winterpausenklicker hat mein Blog kürzlich die 5000-Klick-Marke gesprengt. YAY, danke! =)